Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, Olympia ist kein Allerheilmittel für die aktuellen Schwierigkeiten in Tourismus und Wirtschaft. Auch ohne diesen Grossanlass müssen wir unsere Hausaufgaben machen, wenn wir uns unsere Zukunftsperspektiven erhalten wollen. Es geht hier also nicht um «Leben oder Tod» und zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht um «für oder gegen Olympia».
Vor über 30 Jahren zog ich mit meinen Schlittschuhen die ersten Kreise auf dem Natureis in Scuol, entdeckte rasch die Freude daran und träumte schon bald von einer Eishockeykarriere. Um am Trainingsbetrieb teilnehmen zu können, benötigte ich eine komplette und bereits damals nicht ganz billige Ausrüstung. Ohne zu zögern besorgten mir meine Eltern eine solche, ja sogar eine eigene Schutzhose aus Teppichresten und Schaumstoff schneiderte mir meine Mutter. Nicht eine Sekunde wurde hinterfragt, ob sich dieser Aufwand und die Investitionen eines Tages auszahlen würden und wann mit einem «Return-on-Investment» zu rechnen wäre. Sie haben mir damit die Möglichkeit gegeben, den Sport richtig kennen zu lernen und mich erst dann für oder gegen diesen zu entscheiden. Dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar und ja, ich habe mich in diesen Sport verliebt.
Heute, rund 30 Jahre später, erhalten wir gemeinsam die grosse Chance für eine Olympia-Kandidatur. Leider werden diese Visionen und Ideen von gewissen Kreisen ohne Kenntnis von Fakten verurteilt und vernichtet. Dabei benötigen wir heute dringend neue Visionen, Ziele und Impulse, um uns erfolgreich und zielgerichtet weiterentwickeln zu können. Wir brauchen einen «Leuchtturm», den Glauben an unseren Kanton und an unsere Region sowie das Vertrauen in unsere Stärken!
Die Olympia-Kandidatur ist ein solcher Leuchtturm und gibt uns die nötigen Impulse, ein gemeinsames Ziel und insbesondere auch einen klaren Zeitrahmen. Bis 2026 sollen in Graubünden zielgerichtet und nachhaltig mehrere Milliarden investiert werden – grösstenteils finanziert aus Fernsehbeiträgen, internationalen und nationalen Sponsoren sowie weiteren Geldgebern. Der Beitrag für die Steuerzahler macht dabei einen sehr kleinen Anteil aus.
Mit und insbesondere auch ohne Olympische Spiele in Graubünden müssen sich der Kanton und die Regionen grossen Herausforderungen stellen. Ein Nein bedeutet nicht, dass wir uns zurücklehnen können und keine Kosten mehr anfallen. Um grosse Investitionen kommen wir nicht herum. Ohne die Unterstützung der Olympischen Spiele in Graubünden sind solche Investitionen erstens kaum finanzierbar und gehen zweitens voll und ganz zu Lasten der Steuerzahler.
Mit einem JA am 12. Februar und lediglich 0.3% des Jahresbudgets des Kantons Graubünden erhalten wir uns die Chance für wichtige Impulse und das (olympische) Feuer, welches uns die nächsten zehn Jahre und noch viel länger vorantreiben kann. Ich nehme mir an meinen Eltern ein Beispiel und möchte im Herbst 2018 aufgrund von Fakten über eine definitive Kandidatur entscheiden können.
Marco Ritzmann, Präsident
Club da Hockey Engiadina